
Natürlich war ich – wie die meisten anderen Minimalisten auch – nicht immer minimalistisch. Ich war eigentlich genau das Gegenteil. Ich war kaufsüchtig. Oder kurz davor.
Es war bei mir nicht so extrem, dass ich in eine Therapie gehen musste. Aber ich glaube, dass ich kurz davor war. Ich möchte dir erzählen, wie ich es mit Hilfe des Minimalismus meine Kaufsucht überwunden habe.
Vor allem in Zeiten, in denen es mir nicht so gut ging, habe ich sehr gerne gekauft. Ohne auf die Preise zu schauen. Ich habe etwas gesehen und habe es einfach gekauft. Und habe dabei natürlich immer mehr ausgegeben, als ich hatte. Die gekauften Dinge haben sich bei uns Zuhause angesammelt und oft habe ich gekaufte Dinge garnicht ausgepackt oder das Preisschild nicht abgemacht und einfach irgendwo in einen Schrank oder eine Kiste verstaut. Für später.
Eine Zeit lang habe ich sogar freiwillig meine Bankkarte meinem Mann gegeben, der mir dann in bar ein paar Euro Taschengeld gegeben hat. Ansonsten konnte ich einfach nicht aufhören. Ich hatte einen sehr miserablen Job und um von dort abzuschalten, bin ich Mittags immer einkaufen gewesen, weil die Firma auch mitten in der Stadt an der Fußgängerzone war.
Als ich meine Karte dann abgegeben habe, habe ich mittags dann nur noch meine Semmel gegessen und bin durch die Gegend gelaufen. Es war richtig schwer für mich, nichts zu kaufen. Aber so lerne ich persönlich immer am schnellsten: einfach von heute auf morgen abgeben und aufhören. Mit dem Rauchen habe ich es damals auch so gemacht. Ich habe von heute auf morgen einfach aufgehört.
Natürlich hatte ich dann sowas wie Entzugserscheinungen. Ich bin einfach nur die Fußgängerzone gelaufen, ging in die Läden, nahm Dinge in die Hand, die ich gerne gekauft hätte und malte mir aus, wie es Zuhause aussehen würde. Ich war oft super traurig, dass ich mir die Dinge nicht mehr kaufen konnte. Aber es hat mir sehr viel geholfen. Als ich mich dann sozusagen „zügeln“ konnte, habe ich wieder meine Karte angenommen. Und es lief dann solala.
Dann kam die Zeit, in der sich unsere Tochter angekündigt hat. Mein Mann und ich waren überglücklich und gingen schon vor ihrer Geburt richtig einkaufen. Wir hatten alles für ihre Ankunft da – und auch schon für die Monate danach. Ich glaube auch, dass das ganz normal ist ^^ Aber so kam ich wieder richtig ins Kaufen rein und konnte mich sehr schwer zurückhalten, für sie etwas schönes oder süßes oder praktisches zu kaufen. In dieser Zeit hatte sich auch viel geändert und als sie dann auf der Welt war war plötzlich alles anders.
Anfangs kam ich damit noch nicht so klar, obwohl ich das größte Glück gefühlt hatte, was ich je erlebt habe. Ich war total überrumpelt von meinen ganzen Gefühlen: Angst, Trauer, Glück, Freude. Alle Gefühle kamen zusammen und haben mich eine Zeit lang total fertig gemacht. Ich glaube, viele Mütter wissen genau, was ich meine.
In dieser Zeit habe bin ich wieder dem Kaufen verfallen. Wir hatten damals in München Amazon prime now – so konnte man dort etwas bestellen (alles, was man gerade brauchte – Lebensmittel, Kleidung, Spielzeug usw). Und den Service habe ich wirklich fast jeden Tag benutzt. Ich lag im Bett mit unserer Kleinen und habe viel online geshoppt. Natürlich haben wir alles gebraucht. Das war so bequem und einfach, dass es mir zu dieser Zeit sehr gut getan hat. Das Kaufen wurde wieder schlimmer und unser Zuhause immer voller. Mein Mann hat sehr, sehr oft dagegen etwas gesagt und wir hatten auch oft Streit deswegen. Vor allem auch wegen dem Geld.
Wir gingen viel arbeiten und hatten wenig Zeit füreinander. Das konnte einfach nicht mehr so weitergehen. Und dann sind wir auf Slow Living gestoßen. bzw. Auch dadurch auf das Thema Minimalismus. Mein Mann hat sich als Erster in das Thema eingelesen und schon direkt angefangen, auszumisten. Mir ging das anfangs zu schnell und ich habe mich dann auch erstmal dagegen gewehrt. Ihm konnte es nicht schnell genug gehen und für mich war es zu schnell.
Ich wollte mich noch nicht von all den Dingen trennen, die mich ausgemacht haben. Doch ich habe mich überwunden und Stück für Stück ausgemistet und aussortiert. Dabei hat es mir geholfen, dass ich ganz langsam angefangen habe. Mit Taschen, Schubladen usw. Vieles haben wir auch zusammen gemacht. Und wir haben angefangen, uns auch richtig in das Thema einzulesen und Filme anzusehen.
Das Thema Minimalismus und Slow Living hat mich total fasziniert und ich wollte auch endlich dieses befreiende Gefühl erleben, das so viele Minimalisten beschrieben haben. Und dann ging es immer weiter, bis ich es endlich gespürt habe. Das erste Mal im Leben hatten wir einen aufgeräumten, übersichtlichen Keller, in dem wirklich nur noch Dinge drin waren, die wir brauchten. Unser Kleiderschrank, unsere Badschränke, das Wohnzimmer, die Küche, das Kinderzimmer – alles war endlich aufgeräumt, übersichtlich und nur noch mit den Dingen bestückt, die wir auch wirklich brauchten.
Plötzlich ging alles so viel einfacher. Das Putzen ging leichter, weil nicht mehr so viel herum stand. Wir wussten, wo wir Dinge finden, weil alles einen festen Platz hatte und wir mussten nicht mehr suchen. Und wir haben nach und nach angefangen, unser ganzes Kaufverhalten zu ändern.
Wir kauften einfach nicht mehr irgendetwas ein. Alles, was wir kauften, musste auch einen Zweck haben. Und so kam es, dass wir immer mehr aussortiert und uns immer weiter von Dingen gelöst haben, die uns nicht guttaten und die uns belastet haben.
Das alles hat eine ganz lange Zeit gebraucht und ich würde sagen, dass wir immer noch nicht ganz fertig sind. Aber wir haben gemerkt, dass wir unser Ziel erreicht hatten: Wir hatten plötzlich viel mehr Zeit für uns selber und auch für uns als Familie.
Das war der Moment, in dem ich von meiner Kaufsucht geheilt war. Natürlich hatte ich ab und zu Rückfälle oder habe immer noch Fehlkäufe gemacht. Doch das alles habe ich mir verziehen und mir vorgenommen, daraus zu lernen.
Es war und ist manchmal immer noch nicht einfach für mich. Manchmal ist es viel einfacher, irgendwas zu kaufen, anstatt immer alles zu hinterfragen. Aber ich finde, man gewöhnt sich relativ schnell daran und es macht richtig Spaß, keinen Kruscht mehr anzuhäufen und sich nur noch mit den Dingen zu umgeben, die man braucht und die einen glücklich machen.
Das war nur ein kleiner Ausschnitt meiner Minimalismus-Geschichte. Ich möchte dir einfach damit zeigen, dass man sich durch den Minimalismus selbst heilen kann. Dadurch, dass man so vieles hinterfragt, lernt man sich selbst auch viel besser kennen. Und das hilft unheimlich! Jetzt tue ich mir etwas Gutes, wenn es mir mal nicht so gut geht. Und das kostet so gut wie nichts: ich gehe in die Badewanne, lese, male oder mache einen langen Spaziergang.
Der Minimalismus hat mich auf jeden Fall von meiner Kausucht geheilt. Mein Verhalten zu Gegenständen hat sich komplett verändert und mein Glück finde ich in der Zeit mit meinen Liebsten – nicht in irgendwelchen Gegenständen.
Diese kleine Geschichte von mir ist sehr persönlich und ich hoffe, dir damit auch ein wenig Hoffnung zu schenken. Der Minimalismus hat meiner Familie und mir sozusagen aus der Patsche geholfen und dafür bin ich so dankbar! Der Minimalismus ist kein Ziel, sondern ein Weg. Und der sieht natürlich bei jedem anders aus.
Hast du den Minimalismus auch schon mal für dich ausprobiert? Oder möchtest du gerne mit dem Minimalismus anfangen? Dann sieh dir gerne auch meine anderen Beiträge an..
Ich wünsche dir ganz viel Spaß und Erfolg auf deinem eigenen Minimalismus-Weg!
Hab noch einen ganz tollen Tag und bis zum nächsten Mal!
Deine Caro
Video zum Beitrag (Youtube: saltypeanut)
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